Sonntag, 18. März 2012

All I want to do is be more like me and be less like you.

Eigentlich hätte ich ja genug zu tun, genug andre Posts zu schreiben die mir so durch den Kopf gehen und auch genug Storyideen für eine FF, die ich nie schreiben werde.
Aber der Post wird wieder nichts von den oben aufgezählten Punkten abarbeiten. Und er muss trotzdem sein.

Heute früh hab ich noch im halbtoten Zustand, in dem man mir sagen könnte, dass hinter mir eine Pizza strippt und ich mich wirklich umdrehen würde, am Handy diesen Blogpost hier gelesen. Und allein, dass ich den ganzen Tag immer wieder mal drüber nachgedacht hab, zeigt ja schon, was jetzt kommt, hm?
Die wichtigste Frage in dem Post ist ja, was mein Vergangenheits-Ich heute von mir halten würde. Ob es enttäuscht wäre, geschockt oder traurig. Oder vielleicht sogar zufrieden.
Seid ihr heute so wie ihr früher mal werden wolltet, wenn ihr so alt seid wie ihr es jetzt seid?
Tut ihr heute Dinge die ihr früher unbedingt tun wolltet?
Tut ihr heute Dinge die ihr früher niemals tun wolltet?

Noch mehr Fragen. Die drei Fragen finde ich aber ehrlich gesagt leichter zu beantworten als die Grundfrage.
Irgendwann bin ich draufgekommen, dass meine Vergangenheits-Ichs alle so unterschiedlich sind, dass ich abhängig von dem Ich, das ich wähle, einen komplett anderen Post schreiben würde.
Also dachte ich mir, ich nehme zwei Ichs her. Das eine, vor fünf Jahren, das bald 11 wird. Und das andere vor zwei einhalb Jahren, das 13 ist.

Das 11-Jährige Ich - nennen wir es Mel - war eigentlich cool. Nach damaligen Maßstäben. Es hatte Freunde, war in seiner Klasse eigentlich nicht unbeliebt, hatte zwei beste Freundinnen und eine kleine 'Clique' in der Nachbarschaft, die ihr jeden Scheiß nachmachte.
Mel hörte typische Radiomusik, hing vor ihrem damals sehr neuen Nintendo DS ab und spielte harloses Zeug à la Animal Crossing, machte liebevollen Schwachsinn mit ihren zwei Meerschweinchen und war ein typisches Kind. Naiv und glücklich, und gerade wieder dabei, ein kleinesgroßes Problem, was ihre Essgewohnheiten betrifft, zu besiegen.
Ich denke, mein 11-Jähriges Ich würde mich unheimlich finden. Vielleicht cool, aber unheimlich. So, wie man damals die typischen Jugendlichen eben fand - man hatte Respekt vor ihnen und bewunderte sie irgendwie dafür, dass sie so frei sind und anscheinend tun können, was sie wollen.
Aber wenn man Mel sagen würde, dass sie in 5 Jahren genau so sein würde, würde sie einen nur geschockt ansehen und den Kopf schütteln. Nein, so würde sie nicht werden. Sie hätte ihre ganzen coolen Freunde von damals noch an ihrer Seite, und sie hätte einen hübschen Freund, der natürlich nur sie liebt. Sie wäre klassisch hübsch, frei und glücklich. Nein, irgendwie wäre sie ganz anders als ich.

Machen wir einen kleinen Ausflug in die Welt des 13-Jährigen Ichs und nennen wir es Melly. Sie war ungefähr so, wie Mel nie werden wollte - im Endeffekt war sie ziemlich so, wie niemand werden wollte.
Mel hatte es irgendwie - wie, weiß sie bis heute nicht - geschafft, ihre ganze Klasse mehr oder weniger gegen sich aufzubringen. Ihre eine beste Freundin hat sich von ihr abgewandt, weil sie nicht selbst 'das Opfer' werden wollte, die andere sympathisierte auch mit den Tussen, die Melly das Leben schwer machten, und tat ihre Probleme mit einem 'Is ja net so schlimm' ab.
Melly hörte die Musik, die die anderen auch hörten, trug die gleichen Klamotten, schminkte sich ein wenig. Wie alle anderen auch. Aber irgendwas hatte sie anscheinend an sich, das alle Leute dazu brachte, sie entweder zu meiden oder zu verarschen.
Melly war nicht glücklich. Melly hatte ihre Probleme, und sie hatte Angst. Aber sie schrieb viel, ganz nach dem Motto 'Künstler wird man aus Verzweiflung'.
Mel wäre schockiert gewesen, wenn sie Melly gesehen hätte. Aber Melly hätte wahrscheinlich vor Freude geheult, wenn sie mich heute damals gekannt und gewusst hätte, dass das aus ihr wird.
Ich meine, ich bin heute nicht viel perfekter oder besser als damals. Aber ich höre gute Musik - das hätte Mel niemals gesagt, Melly teilweise schon. Ich ziehe die Dinge durch, die ich wirklich will. Ich hab ein paar beste Freunde, auf die ich mich echt verlassen kann. Meiner Klasse bin ich weitestgehend egal, mit manchen kann man sogar halbwegs reden. Ich bin manchmal sogar halbwegs zufrieden mit mir.
Melly hätte damals alles gegeben, so zu sein wie ich jetzt, denke ich. Und das soll jetzt nicht eingebildet klingen. Aber ich erinnere mich zu gut daran, wie es war, Melly zu sein, und es stimmt.

Aber drehen wir das Ganze mal um.
Wäre ich heute wieder Mel, würde ich mich an die richtigen Leute halten, die Leute, mit denen ich damals nicht konnte und die im Endeffekt jetzt an meiner Seite sind. Ich würde schneller manche Bands entdecken, schneller bemerken, dass ich nie so ganz normal war und mir Normalität auch nicht steht.
Wäre ich wieder Melly, mit allen Gefühlen von damals und allen Situationen, aber dem Wissen von heute, würde was Schlimmes passieren. Ich weiß nicht, was, aber ich sage ganz ehrlich, dass ich heute keine Ahnung hab, wie Melly das damals geschafft hat. Wie Melly das durchgestanden hat, ohne irgendeinen gröberen Schwachsinn zu machen. Wenn ich heute in der gleichen Situation wär, könnt ich das glaub ich nie mehr so schaffen.

Natürlich hab ich Dinge gemacht, die ich nie machen wollte, und auf die ich nicht stolz bin. Ich hab meine Einstellung zu manchen Dingen auch gehörig geändert - manche Entscheidungen oder Wünsche von heute würden weder Mel noch Melly verstehen.
Ich kann nicht ganz sagen, ob ich Dinge getan hab, die ich immer machen wollte. Okay, ich war in ein paar Städten, in die ich immer wollte. Ich hab angefangen Bass zu spielen. Keine Ahnung, ob das zählt.

Aber im Endeffekt, und um das Alles hier mal zu beenden - eigentlich kommt alles so, wie's kommen soll.

Und in drei Jahren sitze ich vielleicht da, lese den Post und lach über mich selbst. Was grundlegend ja auch der Grund ist, warum ich den Blog hier habe.

So yeah, denkt mal drüber nach und schreibt vielleicht Clyde Barrow oder auch mir, was ihr dazu denkt.
Danke für den tollen Post, btw, Clyde! :)


Stay dangerous & much love,
Lina

1 Kommentar:

  1. Wow, das ist definitiv das beste was der Gedanke hervorgebracht hat ! Und damit natürlich auch bei weitem besser als mein Text ! [:
    Und sogar ein extra Post ^_____^ Thankyousomuch!
    Das pusht jetzt irgendwie mein Ego, weil ich mir ausnahmsweise mal produktiv vorkomme :]

    Ich mag die Art wie du deine Ichs miteinander vergleichst. Ich habe fast ein ähnliches Ich wie Melly gehabt und ich denke auch, dass dieses ich zumindest halbwegs glücklich über mich wäre, einfach weil ich zwar einsamer bin, aber dafür auch die falschen Freunde von damals losgeworden bin. Dieses Ich war komisch. Es wollte zwar dazugehören, war auch noch n ziemlicher Normalo, aber merkte immer mehr, dass die Lust da war sich abzukapseln und diese ganzen Leute loszuwerden und damit auch die erfahrene Abneigung. Dieses Ich war um die 15 würd ich sagen.

    Ich hab zu danken ! (:

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